NAFFO Webinar-Reihe // Teil I

NAFFO Webinar-Reihe // Teil I

Anfang März erreichte die Corona-Pandemie auch Deutschland. Das hat unsere Arbeit spätestens ab Ende März stark verändert. Eine geplante Delegationsreise mit Bundestagsabgeordneten für April musste abgesagt werden. Israel hatte sehr früh alle Flüge aus Europa eingestellt. Veranstaltungen vor Ort fanden nur noch sehr begrenzt statt. Schnell hat sich die Online-Konferenz als Alternative zum Treffen im politischen Berlin durchgesetzt.

Nelly Kranz setzte die ausgefallene Delegationsreise dann kurzerhand im Online-Format um. So hat NAFFO wie gewohnt Experten aus Israel und den Palästinensischen Gebieten in Kontakt mit deutschen Politikern gebracht – aber dieses Jahr auf Zoom. Trotz oder gerade wegen der Pandemie konnten wir so fast 20 Abgeordnete und viele Mitarbeiter von Abgeordneten „mit auf die Reise nehmen“ und ihnen einen kleinen Ausschnitt unseres sonstigen Programms zeigen. Am Ende können wir sagen: unsere Webinar-Reihe war ein voller Erfolg! NAFFO hat sich durch die Corona-Phase hindurch an der politischen Diskussion beteiligt und Impulse in die Debatte eingebracht.

 

Den zweiten Teil der Webinar Reihe finden Sie hier.

 

Webinar mit Dr. Khalil Shikaki am 24. April

Gestartet haben wir unsere Reihe mit einer Sitzung zur Stimmung in der palästinensischen Bevölkerung. Dr. Khalil Shikaki vom Palestinian Center for Policy and Survey Research in Ramallah präsentierte Umfrageergebnisse der letzten Jahre. Insbesondere die palästinensische Jugend sei desillusioniert, so Shikaki. Ohne Aussichten auf wirtschaftlichen Erfolg und in einem korrupten, autoritären System festgesetzt glaubt sie immer weniger an eine Zwei-Staaten-Lösung.

So steigt zum einen der Anteil derjenigen, die für eine Ein-Staaten-Lösung plädieren, zum anderen gibt es eine höhere Bereitschaft für politische Gewalt, um den Konflikt zu lösen. Shikaki appelliert daher an die EU und Deutschland als Geldgeber der PA, Korruption stärker zu bekämpfen und Good Governance einzufordern.

 

Webinar mit Dr. Daphne Richmond-Barak am 30. April

Als nächstes nahm sich NAFFO das Thema „Israels Challenges on and off the Battlefields“ vor. Dazu gab uns Dr. Daphne Richmond-Barak, Leiterin der Internationalen Rechtsabteilung des International Institute for Counter-Terrorism (ICT), Herzliya einen Einblick in die Herausforderungen vor denen Israel steht.

Als ein zentrales Beispiel „off the Battlefield“ beleuchtete sie die aktuellen Verfahren des Internationalen Gerichtshof (ICC) und erklärte deren politische Dimension und die Stellung der verschiedenen Akteure. „On the Battlefield“ sei die asymmetrische Bedrohung durch Terrorismus sowohl an der Grenze zu Gaza als auch an der nördlichen Grenze zum Libanon via illegaler Tunnel, Feuerdrachen und explosiven Ballons weiter eine große Herausforderung. Die israelische Seite entwickle ständig neue technologische Gegenmaßnahmen, um die sich daraus ergebenden Gefahren für die Zivilbevölkerung und Armee in den Griff zu bekommen.

 

Webinar mit Sarit Zehavi, Leiterin, Israel-ALMA-Institut am 7. Mai

Sarit Zehavi, Leiterin des Israel-Alma Bildungs- und Forschungszentrum im Norden Israels, gab uns einen Einblick in die aktuellen Geschehnisse an der libanesisch israelischen Grenze. Seit 20 Jahren ist nun die israelische Armee aus dem Süden Libanons abgezogen, doch zahlreiche UN-Resolutionen und Blauhelme an der Grenze garantieren keine Sicherheit und Ruhe.

Ständig entdeckt die IDF Terrortunnel entlang der Grenze, mehrere zigtausende Raketen sind auf Israel gerichtet, versteckt in zivilen Einrichtungen und Häusern. Ein Szenario welches für Israel nicht nur eine militärische, sondern auch eine moralische Herausforderung darstellt.

 

Webinar mit dem israelischen Botschafter in Deutschland Jeremy Issacharoff am 12. Mai 

Ein besonderes Event war unsere Diplomatische Onlinerunde mit S.E. Jeremy Issacharoff, dem Botschafter des Staates Israel in Deutschland am 12. Mai. Noch nie war das deutsch-israelische Verhältnis so stabil wie heute, so der Botschafter. Die Sicherheit Israels sei deutsche Staatsräson, wie Bundeskanzlerin Merkel 2008 vor der Knesset sagte.

Aber umgekehrt, sagte Botschafter Issacharoff, sei Deutschlands Sicherheit auch im israelischen Interesse und Engagement. Dies zeigt sich in den verschiedenen Bereichen der Zusammenarbeit – Verteidigung, strategische Politikdialoge, Geheimdienstaustausch, Cyber-Zusammenarbeit und vielen anderen Bereichen. Die exzellenten deutsch-israelischen Beziehungen seien nicht nur ein Wunder, wenn man die gemeinsame Geschichte bedenkt, sondern auch das Ergebnis harter Arbeit.

 

Webinar mit dem Knesset-Abgeordneten Avi Dichter am 25. Mai

Israels Umgang mit der Corona-Pandemie war Thema unseres Webinars mit dem Knesset-Abgeordneten und ehemaligem Direktor des Shin Bet (Inlandsgeheimdienst) Avi Dichter. Er berichtete über die Maßnahmen der israelischen Regierung in der Corona-Pandemie und thematisierte den Konflikt mit den Palästinensern.

An das von Präsident Mahmoud Abbas angekündigte Ende der Sicherheitskooperation glaubt er nicht, denn letztlich hänge das politische und wirtschaftliche Überleben der von der Fatah regierten Westbank an der Zusammenarbeit mit Israel. Fortschritte im Friedensprozess scheinen ihm zurzeit trotzdem nicht möglich. Als Grund dafür nennt er die Problematik der finanziellen Unterstützung von Terroristen durch die PA.