Deutsche noch immer Geiseln der Hamas

Deutsche noch immer Geiseln der Hamas

Die Gruppe Angehöriger von Geiseln, sowie freigekommene Geiseln im Bundestag

 

Abendveranstaltung in der Landesvertretung NRW

 

Interview bei WELT TV

 

Angehörige Deutscher Geiseln mit Bärbel Bas (SPD)

 

Die freigekommene Geisel Raz Ben Ami mit Paul Ronzheimer

 

Anliegen der Delegation war es, Aufmerksamkeit auf das Schicksal dieser Menschen zu lenken – insbesondere auf die Tatsache, dass unter den aktuell 59 noch in Gaza verbliebenen Geiseln acht deutsche Staatsbürger sind. Diese Tatsache ist bislang weder in der deutschen Öffentlichkeit noch in der Politik präsent. Dazu sprach die Delegation über drei intensive Tage mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, ranghohen Diplomaten des Auswärtigen Amtes sowie mit Mitgliedern des Bundestages, als auch mit Medien und Zivilgesellschaft.

Die Gespräche verfolgten drei zentrale Ziele: zum einen Deutschland für seine diplomatische Verantwortung gegenüber seinen Staatsbürgern in die Pflicht zu nehmen. In Terminen beim Bundespräsidenten sowie im Auswärtigen Amt wurde deutlich gemacht, dass Deutschland mit seinen guten Kontakten zu Akteuren wie Katar, Ägypten oder der Türkei eine vermittelnde Rolle einnehmen kann und sollte. Angehörige forderten, dass Deutschland gegenüber diesen Staaten verstärkt auf eine Freilassung der Geiseln hinwirkt. Die Gespräche fanden zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Spitzen der zukünftigen Regierung über ihre künftige Nahost-Strategie beraten. Dementsprechend wurde zum anderen in Gesprächen mit Abgeordneten von SPD, Union und Grünen auf bestehende politische Handlungsmöglichkeiten hingewiesen. Laut Berichten geben ehemalige Geiseln etwa an, dass sie in UNRWA-Gebäuden gefangen gehalten worden waren. Das unterstreicht die Unterwanderung der UN-Organisation durch die Hamas und die Notwendigkeit, deutsche Hilfszahlungen an die Palästinenser anders zu organisieren. Viele Abgeordnete zeigten sich emotional betroffen, äußerten jedoch, dass ihnen die konkrete Lage – insbesondere die deutsche Staatsangehörigkeit mehrerer Geiseln – bisher nicht in diesem Ausmaß bewusst war. Das dritte Ziel war es, die öffentliche Wahrnehmung zu stärken. Die Delegation sprach mit mehreren Journalisten und nahm an einem bis auf den letzten Platz ausgebuchten Abendempfang in der Landesvertretung NRW teil, an dem Vertreter der Zivilgesellschaft, von Stiftungen und zahlreichen Organisationen anwesend waren. Dort wurde erneut deutlich, dass das Thema in der breiten deutschen Öffentlichkeit bislang wenig präsent ist, aber viele Menschen interessiert. Die Delegation war sichtbar bewegt von der Aufmerksamkeit und der Anteilnahme, die ihnen im politischen Berlin und in Teilen der Zivilgesellschaft entgegengebracht wurde.

Die persönlichen Schilderungen der ehemaligen Geisel Ohad Ben Ami über die Bedingungen seiner Gefangenschaft waren eindringlich und erschütterten alle Zuhörer zutiefst. Die Angehörigen forderten wiederholt Auskunft darüber, was Deutschland konkret zur Befreiung seiner eigenen Staatsbürger unternommen hat – bislang seien weder Maßnahmen noch politische Signale öffentlich erkennbar gewesen.

NAFFO hat diesen Besuch initiiert, koordiniert, organisiert und begleitet. Damit konnten wir wesentlich dazu beigetragen, dass das Thema der Geiseln – insbesondere der deutschen Geiseln – in Politik, Medien und Zivilgesellschaft sichtbarer wurde. Die Gespräche in Berlin waren kein Abschluss, sondern ein Anfang. Die Erwartung an die deutsche Politik ist deutlich: Die Geiselfrage muss als nationales Anliegen behandelt werden – politisch, diplomatisch und öffentlich. NAFFO wird auch weiterhin daran arbeiten, dieses Thema auf der Agenda zu halten.

 

 

(c) Beitragsbild: Jesco Denzel / Bundesregierung