Ein Abend, der bewegt und an unsere Verantwortung appelliert

Ein Abend, der bewegt und an unsere Verantwortung appelliert

Trotz der sehr kurzfristigen Planung war der Saal in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen bis auf den letzten Platz gefüllt, das zeigte, wie groß das Interesse an diesem Thema ist. Besonders auffällig war das vielfältige Publikum: Zahlreiche junge Menschen, viele auch außerhalb klassischer politischer oder zivilgesellschaftlicher Netzwerke, zeigten großes Interesse und hörten aufmerksam zu.

Im Mittelpunkt des Abends standen die persönlichen Berichte von freigelassenen Geiseln und Angehörigen. Besonders bewegend war der erste öffentliche Auftritt von Ohad Ben Ami nach fast 500 Tagen Geiselhaft in Gaza. Die Stille im Saal war greifbar, als er von seiner Zeit in der Gefangenschaft erzählte: keine Sonne, kein Vogel, kaum Essen, keine sanitären Einrichtungen. Seine Schilderungen machten deutlich, was es bedeutet, in den Tunneln der Hamas gefangen zu sein – und wie dringend es ist, die verbleibenden Geiseln zu befreien. Jede Sekunde zählt. Das betonten auch Liran Berman, der ältere Bruder der beiden deutschen Geiseln Gali und Ziv, sowie Shahar Ohel, der Onkel des jungen deutschen Klavierspielers Alon Ohel. Über die Geschwister ist nur bekannt, dass die getrennt voneinander in furchtbaren Umständen gefangen gehalten werden. Alon soll lauf kürzlich frei gelassenen Geiseln in sehr schlechtem Gesundheitszustand sein, jedoch noch am Leben.

Begrüßt wurden die Gäste von Sylvia Löhrmann, Antisemitismus-beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Moderation übernahm NAFFO-Direktorin Mirjam Rosenstein, die in ihrer Eröffnung erklärte: „Wir kennen den Begriff ‚Geiselnahme‘ aus Banküberfällen, wenn Kriminelle Geiseln nehmen, um sich einen Fluchtweg zu sichern. Aber diese Geiselnahmen sind anders. Sie waren geplant und brutal umgesetzt. Die gezielte Hinrichtung von Geiseln ist ein bewusst gewähltes Mittel politischer Erpressung und ist der letzte Akt der Barbarei, die am 7. Oktober 2023 mit der Ermordung von Männern, Frauen und Kindern begann. Und sie setzt sich fort mit erzwungenen Videos derer, die von der Hamas vorgeführt werden.“

Musikalisch begleitet wurde der Abend von der Pianistin Alexandra Stychkina. Sie eröffnete mit dem Israelischen ESC Beitrag aus dem vergangenen Jahr „October Rain“ von Eden Golan, der die emotionale Reaktion auf den Verlust und den Schmerz des 7.10 thematisiert. Die Veranstaltung endete mit dem ESC Beitrag Israels aus diesem Jahr „New Day will Raise“ von Yuval Raphael, die selbst das Nova Festival überlebte.

Dass die Veranstaltung in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen stattfand, hatte dabei auch persönliche Bedeutung: Die Familie von Ohad Ben Ami stammt aus Düsseldorf.

Mit der Veranstaltung konnte NAFFO ein wichtiges Signal setzen – an Politik wie Zivilgesellschaft. Zu Beginn der neuen Wahlperiode wurde deutlich gemacht: Die Befreiung deutscher Geiseln ist keine abstrakte außenpolitische Frage, sondern eine konkrete Verantwortung, besonders Deutschlands.